Feature im Deutschlandfunk ein Jahr nach der Ermordung der Journalistin von Iris Rohmann
Am 16. Oktober 2017 wurde die maltesische Journalistin und Bloggerin Daphne Caruana Galizia unweit ihres Hauses mit einer Autobombe in die Luft gesprengt. Sie war 53 Jahre alt. Die politischen Enthüllungen der Journalistin auf ihrem Blog Running Commentary hatten – vor allem seit dem Jahr 2016 mit der Veröffentlichung der Panama-Papers – einen Sumpf aus Korruption und Vetternwirtschaft zum Vorschein gebracht, der sehr klar zeigte, dass die junge Demokratie des Insel-Archipels von mafiösen Strukturen und kriminellen Familien-Clans untergraben und ausgehöhlt wird. Daphne enthüllte Monat für Monat, Jahr für Jahr, Dutzende Skandale, und machte sich dadurch immer mehr Feinde. Dass sie eine Frau war, und das in einer sehr katholisch-patriarchalisch strukturierten Gesellschaft, machte die Lage für sie noch schwieriger.
Sie enthüllte Verwicklungen von Politikern und Geschäftsleuten in Geldwäsche, Bestechung und Vorteilsnahme, und je mehr sie aufdeckte, desto drastischer wurden die Gegenmaßnahmen. Die meisten Kollegen und Kolleginnen standen ihr nicht bei, oder schlossen sich den Angriffen auf sie sogar an, aus Angst vor Repressionen, dem Verlust von Werbeeinnahmen. Die meisten Medien in Malta werden von den politischen Parteien kontrolliert, die Abhängigkeiten sind unmittelbar. Viele aber sahen nicht das Ausmaß der Gefährdung, oder wollten es nicht sehen.
Am Ende ihres Lebens war Daphne Caruana Galizia verzweifelt und vollkommen isoliert. „Mit Freuden würden sie mich tot sehen“ – schrieb sie kurz vor ihrem Tod. Tragischerweise wurde es wahr.